In Ushuaia angekommen haben wir seit langem wieder einmal Handyempfang. Sofort erreichen uns die Neuigkeiten, dass das Coronavirus nun auch Argentinien erreicht hat und ein Lockdown vor der Türe steht.
Noch ist hier nichts von alldem zu spüren, wir spazieren zum Glaciar Martial und sehen uns die wunderbare Aussicht über die Stadt und den Beagle-Kanal an. Unglaublich, dass sich hinter den kleinen Inseln die Antarktis befindet. Am liebsten würden wir ja sofort eine Tour ins ewige Eis buchen, aber das sprengt leider unser Reisebudget.

Die wohl auch hier kommende Ausgangssperre vor uns, wird erst einmal ein bisschen Essen gebunkert und die arme Wäscherei muss unsere ganzen Kleider vom Fischgestank von der Wanderung zum Kap Froward befreien.
Und dann ist es tatsächlich so weit, der Lockdown kommt. Zum Glück finden wir ein gemütliches Plätzchen, wo wir gratis campen dürfen. Die Polizei kommt mehrmals am Tag vorbei, ist jedoch stets freundlich und erlaubt uns auch zu bleiben. Das Haus zu verlassen ist nur für die allseits bekannten “nötigen Dinge” erlaubt. So gesehen haben wir es hier wirklich gut. Wir stehen auf einer grünen Wiese neben einem Fluss und lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen.

Anfangs warten hier noch ein paar andere gestrandete Reisende mit uns auf eine Besserung, doch nun sind fast alle aus Ushuaia abgereist. Nur noch die zwei hier lebenden streunenden Hunde leisten uns Gesellschaft und folgen uns bald auf Schritt und Tritt überall hin.

Die Tage vergehen für uns wie im Flug und uns wird eigentlich nie langweilig. Der Herbst zeigt sich von seiner schönsten Seite und wir hoffen, dass wir bald zumindest die Gegend um unseren Platz herum erkunden dürfen.

Nach einer ganzen Weile gibt es Lockerungen und wir starten die ersten Erkundungstouren rund um unseren Campingplatz. Eine Familie, die nicht unweit von hier wohnt, vertritt sich auch in der Gegend die Beine und so kommen wir ins Gespräch und lernen uns kennen. Jaqueline und Henk, ursprünglich aus der Schweiz und aus Holland, leben hier seit über 15 Jahren und bieten Segeltouren u.a. in die Antarktis an. Die Unternehmungen mit ihnen und ihren drei lustigen, aufgeweckten Kinder machen uns wirklich Spaß. Großzügig laden sie uns zu sich zum Essen und Filmschauen ein und wir können in ihrem Nebenhaus unsere Wäsche waschen und duschen. Was für ein Luxus nach dem Baden und waschen im kalten Fluss!

Um uns weiter die Zeit zu vertreiben, rüsten wir unser Plätzchen ein wenig auf, wir bauen uns einen Pizzaofen und eine Sonnenbank. Wir genießen jede sonnige Minute auf unserem neuen Bänkchen, denn die Sonnenstunden werden schon merklich weniger.

Anfang Juni ist es dann endlich soweit und wir können erste Ausflüge im Umkreis von Ushuaia unternehmen.

Die Zeit vergeht und der Winter kommt nach Ushuaia, der erste Schnee fällt und taucht die Landschaft in ein wunderschönes Weiß. Mit dem Jahreszeitenwechsel sieht nun alles so anders aus, als wären wir gerade erst an einem neuen Ort angekommen.
Zu blöd nur, dass wir unsere Ski in El Chalten bei einem Bekannten gelassen haben. Da wir am Weg zurück in den Norden ohnehin noch einmal daran vorbeigefahren wären, ließen wir die Ski dort, um nicht unnötig Gewicht durch die Welt zu fahren. Doch unser Bekannter in El Chalten macht das Unmögliche möglich und schafft es irgendwie, uns die Ski nach Ushuaia zu schicken. Wir sind überglücklich, der Winter ist gerettet!

Danke Rolo!