Seit wir hier gestandet sind, leben wir in unserem Auto und sind froh, dass wir diese Reise nicht mit unserem kleinen Fiat Panda angetreten sind. So sparen wir uns auch das Geld für ein Appartement, denn immerhin sind wir ja schon einige Monate hier und das würde mittlerweile auch schon ein kleines Sümmchen abgeben. Glücklicherweise haben wir einen wirklichen angenehmen Stellplatz mit Toilette und Strom gefunden.

Anfangs dachten wir, wenn der Winter erst einmal da ist, dann gönnen wir uns eine Wohnung. Doch im Auto ist es so komfortabel und die Standheizung macht einen so guten Job, dass wir gar nicht ausziehen wollen. In der Früh die Türe zu öffnen und in den meterhohen Schnee zu springen hat einfach was. Noch dazu kommt, dass man so immer noch das Gefühl hat, irgendwie auf Reisen zu sein. Das Abspülen draußen im Kalten, immer wieder die dortige Toilette zu enteisen und ein Eisloch im Fluss zu graben, um Wasser zu holen, das ist die Kehrseite vom angenehmen Leben im Auto. 😀

Als endlich mehr Bewegung in der Region erlaubt ist, genießen wir den Winter in vollen Zügen. Wir freuen uns Ushuaia, die schöne Landschaft und die Berge rundherum zu erkunden.

Und wir werden nicht enttäuscht. Der Winter hier ist viel milder als bei uns zu Hause und das Wetter im Winter recht stabil mit Hochdruckphasen und kaum Wind. Von Wanderungen, Skitouren, Eisklettern bis Eislaufen und Langlaufen kann man hier alles machen. Langweilig wird einem hier bestimmt nicht.

Wenn der Schnee fällt, muss man sich allerdings teilweise ganz schön beeilen, um noch den Pulver genießen zu können, denn hier gibt es im Winter unglaubliche Temperaturschwankungen. Vor allem im Tal bemerkt man die Differenz besonders. Gerade noch -10°C in der Nacht kann es gut sein, dass das Thermometer am nächsten Tag 20 Grad mehr anzeigt. Der Schnee schmilzt und was nach ein paar dieser Schwankungen bleibt, ist eine unglaubliche dicke Eisschicht auf den Straßen. Das haben wir noch nie gesehen. Jetzt macht das auch Sinn, dass es hier Pflicht ist, Spikes an den Reifen zu haben oder Ketten zu montieren, wenn man die Stadt verlässt. Das wird von der Polizei auch genau kontrolliert. Zum Glück finden wir gleich ums Eck eine Werkstatt, die unsere Reifen gleich mit Spikes ausstattet.

Vielleicht hätten wir auch nachfragen sollen, ob sie auch unsere Schuhe damit ausrüsten können, dann hätte ich mir den ein oder anderen blauen am Allerwertesten gespart. 😀

Die Wasserfälle könnten unserer Meinung nach dafür etwas mehr Eis vertragen, denn teilweise sind sie etwas zu dünn, um sie guten Gewissens zu klettern. Doch auch nur zum Ansehen lohnt sich ein Winterspaziergang zu den vielen Cascadas allemal und einige davon können wir auch hinaufpickeln. An der Cascada Chico Alvear zeigt sich Feuerland von seiner schönsten Seite. Nach einem steilen und eisigen Zustieg mit Ski und Eiskletterausrüstung auf dem Rücken strahlt uns das blaue Eis entgegen. Wir bleiben hier bis zum Sonnenuntergang, der Himmel färbt sich blau und pink und taucht die Landschaft in ein unglaubliches Licht.

Und auch für Skitourenfans gibt es hier genügend zu tun. Die Berge hier sind deutlich kleiner und die Touren viel kürzer, als wir es von zu Hause gewöhnt sind. Allerdings ist es nach dem Herumsitzen während der Quarantäne auch so noch zum Schnaufen. 😉

Wir genießen den Pulver am Glaciar Martial, der hoch über der Stadt und dem Beagle – Kanal thront, ziehen die ersten Spuren im Valle Olum und erkunden die Berge um Ushuaia bis zum Paso Garibaldi. Weiter dürfen wir momentan nicht fahren. Da es hier aber so viele Möglichkeiten, so viele Täler und Bergketten gibt, zieht es uns gar nicht in die Ebene hinter dem Pass.

Unsere letzte Skitour und für uns auch die schönste Skitour führt uns auf den Monte Alvear. Dieser Berg ist uns schon bei unserer Ankunft hier aufgefallen und seither sind wir wohl schon 100 mal an ihm vorbeigefahren. Nach einem gemütlichen Talanstieg geht es weiter hinauf über Mulden und Hügel bis zur Cascada Chico Alvear, wo wir schon Eisklettern waren. Von dort stapft man durch eine enge Rinne höher und steigt die letzten Meter steiler über die Flanken des vergletscherten Gipfelplateaus hinauf zum höchsten Punkt. Bei strahlendem Sonnenschein unter blauem Himmel stehen wir am Gipfel und allein für diesen Moment hat sich das Warten hier ausgezahlt. Wie froh wir doch sind, dass wir zumindest an einem so schönen Ort stecken geblieben sind.